Manuel Neuer: Kapitän beim FC Bayern, Kapitän der Nationalmannschaft und Rekord-Torwart in der Bundesliga – kein anderer hat so viele Spiele ohne Gegentor gemacht. Ganz klar, er ist ein absolutes Ausnahmetalent und ein Ausnahmesportler. Hinter seinem Erfolg steckt ganz viel Arbeit, aber auch ein ganz besonderer Coach: Toni Tapalovic.
Die beiden haben sich noch als Spieler in Gelsenkirchen kennen gelernt. Tapalovics eigene aktive Torwart-Karriere war aber geprägt von Verletzungen, langen Pausen und Rückschlägen.
Und auch seine Torwarttrainer-Karriere ist eher ungewöhnlich losgegangen: Er ist in der Saison 2011/12 zum FC Bayern gekommen – und das ohne Trainer-Erfahrung auf höchstem Niveau. Vorher hatte er nur den Nachwuchs bei Schalke gecoacht.
Aber als Neuer beim FC Bayern verpflichtet wurde, hat er seinen Freund und Mentor Tapalovic als neuen Torwarttrainer vorgeschlagen. Und der konnte den damaligen Chef-Coach Jupp Heynckes von sich überzeugen - auch mit seiner speziellen Philosophie: Tapalovic sagt, der Torwart sollte der 11. Feldspieler sein. Und was er damit meint, sieht man, wenn man Manuel Neuer im Spiel beobachtet.
Neuer hat Tapalovics Philosophie perfekt verinnerlicht und setzt sie in der Praxis um. Dass das so gut funktionieren konnte, liegt auch am Zwischenmenschlichen: Tapalovic beschreibt die Beziehung zwischen sich und Neuer als einzigartig. Er hat einmal in einem Interview gesagt, dass die beiden sich ohne Worte verständigen können. Oft reicht ein Blick und beide wissen genau, was gemeint ist.
Dieses besondere und enge persönliche Verhältnis ist ein Teil von Tapalovics Coaching-Konzept. Er versucht, so etwas auch zu den Nachwuchs-Keepern aufzubauen, die er betreut. Denn, damit seine Schützlinge ihm blind vertrauen, muss auch eine Art Freundschaft da sein, sagt der Torwarttrainer.
Gerade für Menschen, die ihren Platz beim Fußball immer im Tor gesehen haben, kann es nach der aktiven Karriere interessant sein, in genau diesem Bereich weiterzumachen und als Torwarttrainer*in die eigene Erfahrung und Leidenschaft weiterzugeben. Vor allem weil sich das Torwarttraining deutlich vom Training der restlichen Mannschaft unterscheiden muss. Und das sinnvoll und effektiv zu gestalten, muss auch der Trainer oder die Trainerin erstmal lernen.
Deshalb gibt es eine spezielle Torwarttrainer*innen-Ausbildung beim DFB. Sie besteht aus drei großen Teilen, die aufeinander aufbauen: Der Torwart-Leistungskurs, die B-Lizenz und die A-Lizenz. Je nachdem, wie weit du gehen willst und wie professionell du das Torwarttraining betreiben willst, kannst du dich also mehrmals weiterbilden und damit jeweils die Voraussetzungen für den nächsten Karriereschritt schaffen.
Das ist sozusagen der Einstieg in eine professionelle Karriere als Torwarttrainer*in. Deshalb gibt es dafür einige Zulassungsvoraussetzungen und ein klar vorgegebenes Bewerbungsverfahren für die begrenzten Plätze im Kurs. Die wichtigste Voraussetzung ist:
Du musst schon Erfahrungen als Fußballtrainer*in und auch speziell im Bereich Torwart-Training gesammelt haben. Denn im Leistungskurs wird kein Basic-Wissen vermittelt. Es geht um fachliche Arbeit unter Menschen, die sich in diesem Bereich schon gut auskennen.
Ziel ist es, die gesammelten Erfahrungen der Torwarttrainer*innen mit Fachwissen zu untermauern und das bereits vorhandene Wissen zu vertiefen. Deshalb müssen Bewerberinnen und Bewerber für den Torwart-Leistungskurs entweder eine gültige Trainer B-Lizenz vom DFB haben, oder eine Trainer C-Lizenz in Kombination mit dem Basislehrgang für Torwarttrainer*innen (Die Basislehrgänge werden jeweils vom zuständigen Landesverband organisiert). Und sie müssen nachweisen können, dass sie schon als Torwarttrainerinnen gearbeitet haben.
Außerdem werden für den Leistungskurs ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis und ein ärztliches Attest über die sportliche Tauglichkeit verlangt. Die Bewerber*innen müssen nachweisen, dass sie Mitglied in einem Verein sind, der selbst zum DFB gehört und sie müssen einen Lebenslauf verfassen, der auch ihren sportlichen Werdegang darstellt.
Zusätzlich müssen sie einen Schiedsgerichtsvertrag mit dem DFB schließen und seiner Satzung zustimmen. Weitere Informationen darüber, wie genau das Bewerbungsverfahren abläuft, findet ihr auf der Website des DFB.
Der Torwart-Leistungskurs wird vom DFB organisiert und hat folgende Schwerpunkte:
Jörg Daniel ist Koordinator und Sportlicher Leiter des DFB-Talentförderprogramms und Trainerausbilder. Er hat das aktuelle System der Torwarttrainer*innen-Ausbildung beim DFB mitgestaltet und hat dafür die besonderen Anforderungen an Keeper im Fußball als Ausgangspunkt genommen: Was die Athletik betrifft, müssen sie vor allem in den Bereichen Schnellkraft, Sprungkraft und Kraft im Arm- und Schulterbereich top ausgebildet sein.
Außerdem müssen sie herausragende koordinative Fähigkeiten haben, müssen im Spiel den ganzen Körper einsetzen und auf beiden Seiten gleich stark sein (Das heißt: Sie dürfen keine “Lieblings-Seite” haben). Der ganz ausschlaggebende Punkt für Keeper ist aber die Psyche. Sie müssen mental stark sein und innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Entscheidung fällen können.
Jetzt wird auch klar, warum es beim DFB eine eigene Torwarttrainer*innen-Ausbildung gibt. Um diese spezifischen Fähigkeiten bei Keepern ausbilden und fördern zu können, muss auch der oder die Torwarttrainer*in ganz besonders geschult werden.
Im Rahmen des Torwart-Leistungskurses werden deshalb für jeden Lehrgang fünf oder sechs Top-Spezialisten eingeladen, die die Ausbildung leiten - zum Beispiel Sportpsychologen oder Athletik-Experten aus der Wissenschaft.
Der Torwart-Leistungskurs kostet etwa 300 Euro und besteht aus 40 Lerneinheiten – Das entspricht einem einwöchigen Lehrgang. Er wird an mehreren Sportschulen in Deutschland angeboten. Wer den Kurs erfolgreich absolviert hat, kann als Torwarttrainer*in bei Amateurmannschaften oder bei den Landesverbänden arbeiten.
Wenn du zusätzlich eine Trainer B-Lizenz hast, kannst du auch im DFB-Stützpunkt eingesetzt werden. Vor allem hast du dann aber ein besseres Verständnis dafür, wie ein erfolgreiches Torwart-Training gestaltet werden sollte.
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Die nächste Stufe ist die Torwart B-Lizenz. Sie umfasst 80 Lerneinheiten und dauert ein halbes Jahr. Die Ausbildung besteht aus mehreren Theorie- und Praxismodulen und der Arbeit im eigenen Verein. Am Schluss legen die Torwarttrainer*innen eine Prüfung ab.
Ziel der Ausbildung ist, dass die Trainer*innen ihr Wissen und ihre Kompetenzen weiter vertiefen und gerade im gehobenen Amateur- und Leistungsniveau fundiert arbeiten können. Mit der Torwart B-Lizenz können Torwarttrainer*innen ihre Arbeit in einem Verein oder in einem Leistungszentrum hauptamtlich durchführen.
Die formalen Anforderungen bei der Torwart B-Lizenz sind die gleichen, wie beim Leistungskurs, aber diese Ausbildung richtet sich an Menschen, die schon aktiv als Torwarttrainer*in arbeiten. Deshalb gibt es hier ein paar spezielle Zulassungsvoraussetzungen:
Die Bewerber*innen müssen mindestens eine Trainer C-Lizenz haben, sie müssen den Torwart-Leistungskurs absolviert haben und danach mindestens zwei Jahre als Torwarttrainer*innen gearbeitet haben. Davon muss mindestens ein Jahr in einem höherklassigen Verein absolviert worden sein. Das bedeutet:
Außerdem müssen die Bewerber*innen nachweisen, dass sie für die Zeit der Ausbildung einen Vertrag haben und als Torwarttrainer*innen in einem Verein engagiert sind. Das soll sicherstellen, dass sie die gelernten Inhalte auch direkt in der Praxisarbeit im Verein umsetzen und üben können.
Die inhaltlichen Schwerpunkte bei der Torwart B-Ausbildung sind:
Dabei wird mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gearbeitet und das bereits vorhandene Wissen wird weiter vertieft. Es geht also darum, zu lernen, wie man guten Keepern sozusagen den Feinschliff verpasst und sie auf das nächste Level bringt. Die Inhalte gehen weit über die Frage hinaus, wie ein gutes Torwart-Training aussehen sollte.
Ein Beispiel:
Vor kurzem ist bei der Torwart B-Lizenz eine Schulung zum Thema “Neuroathletik” dazugekommen. Dadurch sollten die Teilnehmer*innen lernen, ein strategisches, neurozentriertes Training speziell für Fußball-Keeper zu leiten. Der Hintergrund ist, dass Keeper extrem reaktionsfähig sein müssen und eine lange Aufmerksamkeitsspanne brauchen. Und das hängt auch vom Nervensystem und seiner Funktionalität ab. Deshalb ist es wichtig, das neuronale System und seine Besonderheiten beim Training im Auge zu behalten.
Das ist die höchste Lizenz speziell für Torwarttrainer*innen. Hier steht die Arbeit mit Keepern, die selbst schon absolute Profis auf ihrem Gebiet sind, im Fokus. Um sie zu weiteren Höchstleistungen zu pushen, muss man die Rolle eines Special-Coaches einnehmen und sich sehr viel individueller mit dem Keeper als Sportler*in und auch als Mensch befassen. Auf diesem Niveau geht es nicht mehr darum, bestimmte Techniken zu vermitteln, sondern um die gemeinsame Detailarbeit mit Blick auf ein bestimmtes Ziel.
Die Torwart A-Ausbildung besteht aus 120 Lerneinheiten und geht über acht Monate. Sie ist in mehrere Phasen aufgeteilt. Dazu gehören die Arbeit im Heimatverein, Präsenzphasen in der Sportschule und am Ende eine Prüfung.
Pro Lehrgang werden normalerweise nur 16 Teilnehmer*innen zugelassen. Wenn du die Torwart A-Lizenz machen möchtest, brauchst du mindestens eine Trainer B-Lizenz und zusätzlich eine gültige Torwart B-Lizenz.
Und auch hier ist Praxis-Erfahrung sehr wichtig: Seit dem Start deiner Torwart B-Lizenz musst du mindestens zwei Jahre als Torwarttrainer*in in einem Fußballverein gearbeitet haben – und zwar entweder:
Und auch hier gilt: Du musst für die Dauer der Torwart A-Ausbildung einen Vertrag in einem dieser Bereiche haben.
Mit jeder weiteren Lizenz-Stufe werden die Anforderungen an die Torwarttrainer*innen immer höher. Deshalb gibt es aktuell in Deutschland auch relativ wenige Coaches mit einer Torwart A-Lizenz. Und gerade am Anfang kann dieser Weg kaum machbar erscheinen. Aber wenn du eine Karriere als Torwarttrainer*in interessant findest, solltest du dich davon nicht abschrecken lassen. Das Wissen und die Kompetenzen kommen ganz automatisch mit der Arbeit und mit der Erfahrung und du wirst dich im Laufe deiner Tätigkeit immer weiterentwickeln.
Wichtig ist nur, dass du immer versuchst, genau das beste Training zu geben, das für dich zum aktuellen Zeitpunkt möglich ist. So entwickelst du mit der Zeit auch eine enge Beziehung zu deinen Keepern und die gemeinsame Arbeit bringt jeweils euch beide weiter.
Manuel Neuer hat zum Beispiel letztes Jahr als Begründung für seine Vertragsverlängerung beim FC Bayern gesagt, ihm sei es wichtig gewesen, weiterhin mit seinem Torwarttrainer Toni Tapalovic zusammenarbeiten zu können. Diese Art Beziehung zwischen Keeper und Coach sollte dein Ziel sein – Dann läuft die Karriere als Torwarttrainer*in im Fußball fast von alleine.
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