Viktoria 1889 Berlin: Pionierinnen im deutschen Fußball
WAS MACHT DIE FRAUEN DER VIKTORIA BERLIN SO BESONDERS?
5.6.2024
Lesezeit: 3 min

Viktoria 1889 Berlin: Pionierinnen im deutschen Fußball

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Die Farben: Weiß und Blau.

Die Heimat: der Berliner Ortsteil Lichterfelde.

Die Mission: eine deutsche Fußballrevolution.

Die "Himmelblauen" unter der Geschäftsführung von Peer Jaekel stellten 2015 Deutschlands größte aktive Fußball­abteilung mit mehr als 1600 Mitgliedern in rund 65 verschiedenen Mannschaften. Die erste Fußballmannschaft der Männer ist zur Saison 2021/22 in die 3. Liga aufgestiegen, die erste Frauenmannschaft tritt seit der Saison 2014/15 in der Regionalliga Nordost an.

Und es lohnt sich, sich mit dieser genauer zu befassen.

WAS MACHT DIE FRAUEN DER VIKTORIA BERLIN SO BESONDERS?

Ganz einfach. Das Regionalliga-Team wird seit Sommer 2022 von einem weiblichen Gründungsteam aus sechs Gesellschafterinnen, darunter auch die zweifache Weltmeisterin Ariane Hingst, geführt. Somit starten die Himmelblauen eine ganz neue Ära. Ihr Ziel? Ein Wandel mit einer Erfolgsstory im deutschen Fußball.

Sie verstehen sich als ein Teil von FC Viktoria 1889 Berlin, aber vor allem auch als ein eigenes Start-Up. Es soll nicht nur nach fußballerischem Erfolg gestrebt werden, sondern auch nach nachhaltigem und sozialem Female Movement, so heißt es auf ihrer Homepage. "Wir handeln unternehmerisch und setzen auf ein starkes und einzigartiges Netzwerk aus Politik, Wirtschaft, Kultur/Medien und Sport."

Neben Hingst gehören außerdem zum Team eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Gründerszene, die Investorin Verena Pausder, die Journalistin Felicia Mutterer, Katharina Kurz, die Geschäftsführerin von BRLO Craft Beer, Dr.Tanja Wielgoß und die vielfach ausgezeichnete Marketing-, Kommunikations- und Werbespezialistin, Lisa Währer. Alle fußballbegeistert und besonders auch frauenfußballinteressiert.

„Das ist genau das Spannende, was unsere Gruppe ausmacht, diese Diversität, aus sämtlichen Bereichen zu kommen, wirklich ganz viel abzudecken und damit schon als Gründungsnetzwerk breit aufgestellt zu sein“, so Hingst.


EIN ETWAS ANDERES PROJEKT

Zum Ziel hat sich das Team um den neuen Cheftrainer Alejandro Prieto den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga gesetzt. Seit des Abstiegs von Tennis Borussia im Jahre 2010 hat kein Berliner Verein mehr in der Frauen-Bundesliga gespielt. Genau das wollen die Damen von Viktoria Berlin jetzt ändern. "Die Sporthauptstadt Berlin braucht dringend ein weibliches Top-Team. Uns."

Zweck des Projekts ist außerdem mehr Idole aus dem Frauenfußball sichtbar zu machen und junge Mädchen und Frauen zu inspirieren. Werte wie Vielfalt, Inklusion, Nachhaltigkeit, Selbstbewusstsein sowie auch Chancengleichheit und Gleichberechtigung stehen für die Himmelblauen absolut im Vordergrund und sollen aktiv gelebt wie auch kommuniziert werden.

„Also das Wichtigste ist und als Kernaussage kann man sicherlich sagen: Wir wollen die Marke Viktoria Frauenfußball schaffen. Und da ein bisschen andere Wege gehen. Da geht es um das Thema ‚Equal Pay‘, wobei, bitte nicht falsch verstehen, wir sind nicht der Meinung, dass die Frauen jetzt Millionenbeträge verdienen müssen. Das finde ich absolut ungesund übrigens im Fußball. Sondern es geht vor allem um Chancengleichheit, um Investitionen im Frauenfußball, um den Spielerinnen die Möglichkeiten zu geben, auf höchstem Niveau zu spielen und wirklich Profisportler zu sein.“, hieß es von den Verantwortlichen.

Das Thema Equal Pay, also der gleichen Bezahlungen im Frauen-wie auch im Männerfußball, wir nun schon lange diskutiert, besonders seit den weltklasse Leistungen der europäischen Teams während der Europameisterschaft in England. In den USA erhalten Frauen seit diesem Jahr die gleichen Anteile aus den Einnahmen des Verbandes wie die Männer.

DIE "ANGELS" ALS VORBILD

Der Angel City FC aus den USA ist als Klub von Frauen für Frauen das Vorbild für die Berliner. Dieser wurde 2020 von einer Gruppe prominenter Frauen gegründet. Dazu gehört niemand geringeres als Natalie Portman, als Initiatorin, aber auch andere bekannte Schauspielerinnen wie Jennifer Garner sowie Sportstars wie Tennisprofi Serena Williams und die ehemalige Skirennläuferin Lindsey Vonn.

"Wir dachten uns: Warum sollten wir nicht diejenigen sein, die für die Veränderungen, die wir sehen wollen, mit gutem Beispiel vorangehen?
- Eva Longoria, Schauspielerin und Miteigentümerin des Angel City FC

Dennoch kann man den amerikanischen Fußball nicht in jeder Hinsicht mit dem deutschen vergleichen. In Amerika genieren die Frauen viel mehr Umsätze als die Herren und somit ist es dort gerechtfertigt, dass die Frauen genauso bezahlt werden wie die Herren. Von dieser Situation sind wir jedoch in Deutschland noch weit entfernt.

Frauen, die in der Regionalliga spielen, welche der dritten Liga im Herren-Bereich gleicht, bekommen jedoch gar kein Geld, sondern müssen sogar noch ihre Mitgliedschaft zahlen. Die Spielerinnen aus Berlin sollen künftig wenigstens mit Verträgen ausgestattet werden, sodass die zumindest über die Berufsgenossenschaft versichert sind.

"Das ist ja auch ein großes Thema. Du betreibst Sport auf einem hohen Niveau, und wenn Dir was passiert, dann bist Du für manche Leistungen nicht mal versichert." so Kurz.

Die Pläne sind mutig, aber konkret. Denn während sich der Angel City FC aus Los Angeles eine Lizenz gekauft hat und somit direkt in der höchsten Spielklasse einsteigen kann, müssen sich die Spielerinnen der Viktoria erst "noch" aus der Regionalliga hochkämpfen. "Da sind wir viel reglementierter in Deutschland", sagt Kurz. "Und wenn wir jetzt wirklich komplett neu gegründet hätten, hätten wir in der Kreisklasse anfangen müssen." Also suchte man sich einen Klub, der schon höherklassig spielt, die notwenidgen Strukturen besitzt und Lust auf die Idee hat und übernahm diesen.

"THE PRESENT IS FEMALE"

Mit der neuen Saison startete jetzt bereits die Zusammenarbeit, auch mit dem neuen Chef-Trainer Aleksandro Pierto. In den kommenden vier bis fünf Jahren möchte der Verein sich in die hoch Bundesliga spielen.

Dafür müssen jedoch die Strukturen und Bedingungen für die Spielerinnen noch verbessert werden. Zur Zeit trainiert das Team noch auf drei verschiedenen Plätzen. Dennoch sind sich die Gesellschafterinnen gewiss:

Mit diesem Verein ist Großes möglich!

Eines ist aber definitiv sicher. Unter dem Motto "The present is female" begeben sich die Berlinerinnen auf eine spannende Reise und wir sind gespannt was die Zukunft ihnen bringen wird.

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