Während in Dortmund der 18-jährige Youssoufa Moukoko eindrucksvoll in den nächsten Schritt seiner Profi-Karriere startet, erlebt der 37-jähriger Luka Modric in Madrid seinen vierten Frühling.
Knapp zwanzig Jahre liegen zwischen den beiden Topspielern – beide Offensivakteure haben ihre Berechtigung, ihre Stärken und ihre Schwächen.
Pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft hat nun auch Bundestrainer Hansi Flick reagiert und Mats Hummels nun endgültig in die Fußballrente geschickt. Und das obwohl Hummels beim BVB eine starke Hinserie gespielt hat. Flick selbst hatte das WM-Aus für Hummels mit dem Blick auf jüngere Innenverteidiger begründet. «Er hat eine hervorragende Form, ist topfit und für Dortmund ein sehr wertvoller Spieler», sagte Flick in Folge der Kaderbekanntgabe über den Weltmeister von 2014. Aber er müsse auch «ein bisschen die Zukunft im Blick haben»
Eine Frage, die wie ein Damoklesschwert über dieser Diskussion schwingt: Gibt es eine Altersgrenze im Fußball?
Glaubt man dem Volksmund, würde man im zarten Alter von 27, 28 den fußballerischen Höhepunkt seiner Karriere erreichen. Trotz einer verbesserten medizinischen Begleitung und einer stetig optimierten Ernährung im Laufe der vergangenen Jahre, ist das Durchschnittsalter der in der Bundesliga eingesetzten Spieler dennoch immer weiter gesunken.
In der vergangenen Saison lag es bei 25 Jahren und sieben Monaten – vor zehn Jahren waren es 26 Jahre und vier Monate. Eine Altersgrenze im Fußball über die der Japaner Miura Kazuyoshi nur müde schmunzeln kann. Der Stürmer des FC Yokohama hat im Alter von 54 Jahren seinen derzeitigen Vertrag sogar noch einmal verlängert. Damit wird „King Kazu“ wie er auch genannt wird in seine 36. Profisaison gehen.
Auch für Zlatan Ibrahimovic, der mit knapp 40 Jahren aus der Zeit gefallen zu sein scheint, ist das Alter lediglich eine Zahl und kein Qualitätsmerkmal kann. Selbst mit 40 vermittelt der Schwede beim AC Mailand den Eindruck, dass Fußballkarrieren endlos sein können.
Es gibt auch einige wenige Studien, die versuchen, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Eine Untersuchung, basierend auf die spanische erste und zweite Division, untersuchte den Wirkungsgrad älterer Spieler – mit interessanten Ergebnissen:
Zusammengefasst deutet demnach vieles darauf hin, dass Spieler der Altersgruppe U20 mehr Energie auf dem Platz aufbringen können – oder müssen. Das bedeutet, dass sie häufiger verloren gegangenen Bällen hinterherjagen müssen und außerdem seltener über die Erfahrung der alten Haudegen verfügen.
Diese wissen häufig genau, wann sich ein Jagen lohnt und wann der Energiesparmodus angeworfen werden sollte.
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Kommen wir also nochmal zurück zur Frage nach der Halbwertszeit eines Fußballers. In den Fußballakademien reifen derzeit die jungen Talente schneller zu Bundesligaspielern heran als Erling Haaland 100 Meter sprintet.
Talente wie Youssoufa Moukoko, Florian Wirtz oder Jamal Musiala spielen bereits im Alter von 16 oder 17 Jahren eindrucksvoll und konstant gut in der Bundesliga.
Ein ausgewogenes Maß ist dennoch der einzig wahre Schlüssel zum Erfolg.
Wenn nämlich der pfeilschnelle Youngster anmutend die Außenbahn nach vorne tänzelt, seine Flanke aber zum sechsten Mal in Folge als einzigen Abnehmer den Fangzaun hinter dem Tor findet, ist es ein erfahrener Spieler, der ihm zeigen sollte, wie es geht.
Wenn das Kücken des Teams nach zwei ordentlichen Spielen denkt, er ist der nächste Xaví und im eigenen Sechzehnmeterraum Dinge versucht, für die sein Körper noch weniger vorbereitet ist als auf den kommenden Mannschaftsabend, wer sollte ihn da wohl wieder „erden“?
Genau, ein Spieler mit Erfahrung. Einer, der in seiner Karriere schon so viel miterlebt habt, dass er ganze Teamausflüge damit füllen. Der trotz seines Alters immer noch für diesen Sport brennt. Der bereit ist, den Jungen etwas zu zeigen. Selbst wenn sie ihn einmal auf seiner Position ablösen werden.
Vor allem im Amateursport sind erfahrene Spieler wichtig – sie halten zusammen und geben ihre Erfahrungen auch gerne weiter.
Einer von ihnen ist Georg Hartmann, der von allen „Schorsch Sport“ genannt wird. Mit 60 Jahren und der B42-Trainingsapp startete die A-Klassen-Legende durch. Selbst im Alter von 60 Jahren spielt er immer noch aktiv Fußball – in einem ganz gewöhnlichen Herrenteam.
„Schorsch Sport“ steht jedoch nicht mit diesen 20- bis 30-Jährigen auf dem Platz, weil er sich mit der Mannschaft der Alten Herren verkracht hat oder weil man ihm eine Freude machen wollte.
Georg Hartmann ist essenzieller Bestandteil dieses Teams. Und wenn man ihn beim Grätschen beobachtet, sein Spiel liest, sieht, wie er Zweikampf um Zweikampf gewinnt, weiß man, warum das so ist.
Und wer nach einer Stunde Training altersbedingte Verschleißerscheinungen zu erkennen versucht, sieht sich eines Besseren belehrt. Schorsch Sport grätscht, passt, flankt, schießt. Schorsch Sport ist einer von ihnen.
“Wenn ich im Training bin, dann bin ich einer von denen. Dann bin ich wie 20 oder 30. Dann gibt es keinen Unterschied.”
Man hört ihm zu, spürt seine Energie, sieht das Glänzen in den Augen und merkt wieder einmal: Fußball ist mehr als nur ein Sport – für JUNG und ALT.
Mitten während einer globalen und für den Amateurfussball restriktiven Pandemie aufzuhören, ist alles andere als würdig:
Kein finales Abschiedsspiel. Keine Auswechslung mit stehenden Ovationen. Kein öffentliches Dankeschön.
Viele FußballspielerInnen stehen deshalb sicherlich vor der Frage, nochmal ein Jahr dranzuhängen oder einen stillen Abgang durch die Hintertür zu erhalten.
Wir können diese Frage sicherlich nicht beantworten. Aber wir können euch helfen, wenn ihr entschieden habt, dass für euch noch lange nicht Schluss sein soll.
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