Fußballspezifisches Schnelligkeitstraining
Werde jetzt zur Sprintmaschine!
13.1.2022
Lesezeit 10 min

DAMIT WIRST DU ZUR SPRINTMASCHINE IM FUSSBALL

Ein Gastbeitrag unseres Experten Lasse Ahl über fußballspezifisches Schnelligkeitstraining und warum du genau jetzt mit unseren Übungen starten solltest.

Dieser Betrag über "fußballspezifisches Schnelligkeitstraining" gehört zu einer kompletten Reihe zum Thema Schnelligkeit und Fußball.

Die ersten drei Artikel zu den Themen Beschleunigung, Richtungswechsel und allgemeine Schnellligkeit findest du hier.

Sané, Werner und Gnabry - Deutschlands tempogeladene Angriffsreihe zeigt oftmals eindrucksvoll, dass Schnelligkeit im Fußball mehr denn je das Maß aller Dinge ist.

Dynamische Sprints sind selbst für tiefstehende Gegner schwerlich zu verteidigen. Gerade mit genügend Pferdestärke steigen die Chancen, ein Eins-gegen-Eins für sich zu entschieden - die Grundlage, um gefährlich vors Tor zu kommen oder als Verteidiger das sicher geglaubte Tor noch zu verhindern.

In unserem heutigen Blogartikel dreht sich erneut alles um Übungen rund um das Thema Schnelligkeit im Fußball. Hauptaugenmerk liegt dieses Mal auf den fußballspezifischen - also eine an die Merkmale des Spiels angepassten - Sprintfähigkeiten.

SPRINTTRAINING ALS VERLETZUNGSPROPHYLAXE?

Viele Spieler*innen stellen sich aufgrund langanhaltender Verletzungsproblematiken zwangsläufig folgende Frage:

Welche Übung ist die Beste, um Verletzungen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur zu vermeiden?

Eine häufig gestellte Frage, da nicht zuletzt zirka 12-24 Prozent aller Verletzungen im „athletischen Kontext“ mit den Hamstring-Muskeln (Oberschenkel-Rückseite) in Verbindung stehen.

Somit scheint das Training der hinteren Oberschenkelmuskulatur enorm wichtig für Gesundheit und Performance von Fußballer*innen.

FUSSBALL-PAUSE ALS CHANCE

Wir haben innerhalb der verschiedenen Blog-Einträge zum „Sprinten“ schon vielmals darauf hingewiesen, dass das Sprint-Training ein wesentlicher Faktor sein kann, um das Risiko einer Verletzung in der hinteren Oberschenkelmuskulatur zu minimieren.

In der folgenden Übersicht sind die verschiedenen Ansprüche des Fußballspiels detailliert aufgeschlüsselt:

SPRINTLEISTUNGEN NEHMEN WÄHREND DES SPIELS DEUTLICH AB

Es ist gut ersichtlich, dass das tatsächliche Sprinten (hier: über 19km/h) die geringste Zeit (zirka drei Minuten) und die wenigste Distanz (zirka 290 Meter) in Anspruch nimmt.

Gleichzeitig zeigen die Verletzungsdaten der untersuchten College-Soccer-Saison, dass die mit dem Sprinten in Verbindung stehenden Hamstring-Verletzungen der zweithäufigste Ausfallgrund darstellte (7,5 Prozent; am häufigsten sind Sprunggelenksverletzungen).

Eine der Ableitungen, die sich bilden lassen:

Wer häufiger und länger Sprinten kann, hat einen Vorteil im Spiel.

Wenn man die Daten der Sprintdistanz pro 15 Minuten Spielintervalle hinzuzieht, zeichnet sich ein noch deutlicheres Bild pro Sprint-Training.

In den ersten 15 Minuten des Spiels können die Spieler*innen noch zirka 80 Meter in Sprintgeschwindigkeit zurücklegen.

Übersetzt man das in Aktionen, wären das zum Beispiel zwei bis vier Sprints mit einer Distanz von 20 bis 40 Meter.

In der letzten Viertelstunde eines Spiels können die Spieler*innen dagegen nur noch knapp 35m Sprintdistanz zurücklegen.

ZWEI MONATE SPIELPAUSE MÜSSEN GENUTZT WERDEN

Selbstverständlich sollte ein gutes Training (z.B. mit der B42-Trainingsapp zu Hause oder aber auch in einem Studio) spezifische Übungen für die Kraftfähigkeiten der hinteren Oberschenkelmuskulatur beinhalten.

Der handelsübliche 5-10km Dauerlauf „durch’s Grüne“ ist definitiv kein Ersatz für die Spezifität des Fußballtrainings.

Jetzt in der Winterpause werden einige Spieler*innen von Dezember bis Mitte Februar - sprich zwei Monate! - keinen konditionellen, fußballspezifischen Reiz bekommen würden.

Dieser Umstand wäre ohne die Implikation eines Lauf-, Sprint- und Sprungtrainings der linearste Weg in eine Muskel- oder Sehnenverletzung.

Gerade diese Gewebearten brauchen den spezifischen Reiz der Belastungen mit hohen Geschwindigkeiten, um im „Ernstfall“ (Sprint im Spiel) darauf vorbereitet zu sein.

ÜBERSICHT: "SCHNELLES LAUFEN IST KEIN SPRINT"

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13.1.2022
Lesezeit 10 min

UNSER FUSSBALLSPEZIFISCHES SCHNELLIGKEITSPROGRAMM

Auch in diesem Blogbeitrag stellen wir dir wieder ein paar Schnelligkeitsübungen vor, die du in dein Fußballtraining einbauen kannst.

Das Fußballspiel ist ein wenig zu kontrollierendes Szenario für euren Körper - somit sind deine gelaufenen Kilometer natürlich auch nicht immer strickt geradeaus oder der Richtungswechsel an einem vorab markierten Punkt.

Du kannst in dein Training ebenfalls einen Lauf einbauen, der in der Geschwindigkeit variiert oder ein abruptes Abstoppen inklusive einer Defensivbewegung imitiert.

Die Möglichkeiten an spezifischen „Drills“ sind natürlich vielfältig und wir stellen hier lediglich ein paar Beispiele zur Verfügung.

Das Einzige was du sicherstellen solltest, wäre, dein sprint- und sportspezifisches Training einmal in der Woche zu absolvieren - aus den schon genannten Gründen.

Dort können Antritte (1 bis 10 Meter), Abstoppen, Richtungswechsel und Hochgeschwindigkeitsläufe Inhalt finden.

Falls du die Möglichkeit hast, diese Dinge auf Rasen stattfinden zu lassen, würden sich deine Sehnen sicherlich darüber freuen.

Warum?

Weil du so das Training in deinen Fußballschuhen absolvieren kannst. Der plötzliche Wechsel von Schuhwerk kann nämlich einen gravierenden Einfluss auf die verschiedenen Gewebearten haben.

ÜBUNG 1: A - SKIP

10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

ÜBUNG 2: BUTTKICKER

10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

ÜBUNG 3: C - SKIP

10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

ÜBUNG 4: SKATER - SKIP

10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

ÜBUNG 5: DIAGONAL JUMP

 10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

ÜBUNG 6: EXTENDED STEP DOWN

8 bis 10 Wiederholungen - zwei Durchgänge

ÜBUNG 7: DROP 2 BROAD JUMP

 10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

ÜBUNG 8: JUMP RUN

 10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

Übung 9: SINGLE LEG BROADJUMP

10 bis 20 Meter - zwei Durchgänge

ÜBUNG 10: IN & OUT

- Markiere deine Sprintstrecke mit vier bis fünf Hütchen im Abstand von zirka 15 Metern

- Bei dieser Übung sind Tempowechsel zwischen den Hütchen entscheidend: ein Lauf easy, ein Lauf maximaler Sprint

Drei Durchgänge - dazwischen eine vollständige Pause

ÜBUNG 11: DECELERATION

- Markiere deine Sprintstrecke mit zwei Hütchen im Abstand von zirka 15 Metern

- Entscheidend ist hier das Abbremsen und anschießende nach hinten "wegschieben"

Drei Durchgänge - dazwischen eine vollständige Pause

ÜBUNG 12: 4 - CONE - SQUARE DRILL

- Markiere deine Sprintstrecke mit einem Viereck aus Hütchen im Abstand von zirka 15 Metern

- Starte mit eine Sprint nach vorne, Sidesteps, Rückwärtslaufen und zum Abschluss aufdrehen und wieder ein Sprint vorwärts

Drei Durchgänge (je Seite) - dazwischen eine vollständige Pause

EINE ANTWORT BIN ICH DIR NOCH SCHULDIG

Zu guter Letzt werden wir nun noch die oben genannte Frage beantworten, was denn nun die beste Übung für die Vermeidung von Verletzungen der hinteren Oberschenkelmuskulatur ist:

Es gibt sie nicht!

Der Kontext, in dem wir uns bewegen ist unmöglich in Gänze zu kontrollieren - und deshalb von einer viel zu großen Anzahl von Faktoren abhängig.

Relativ sicher dagegen ist, dass ein Sprint- und Sprungtraining das Risiko einer Verletzung reduziert.

Quellen

Jagim AR, Murphy J, Schaefer AQ, et al. Match Demands of Women's Collegiate Soccer. Sports (Basel). 2020;8(6):87. Published 2020 Jun 12. doi:10.3390/sports8060087

Mohr M, Krustrup P, Andersson H, Kirkendal D, Bangsbo J. Match activities of elite women soccer players at different performance levels. J Strength Cond Res. 2008 Mar;22(2):341-9. doi: 10.1519/JSC.0b013e318165fef6. PMID: 18550946.

Chumanov, Elizabeth S. et al. “The effect of speed and influence of individual muscles on hamstring mechanics during the swing phase of sprinting.” Journal of biomechanics40 16 (2007): 3555-62 .

Lasse Ahl
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Lasse Ahl spielt selbst seit seinem 11. Lebensjahr aktiv Fussball, betreibt darüber hinaus additives Krafttraining sowie Rad-, Lauf- und Skisport. Er ist Sportwissenschaftler (M.A.) an der Universität Göttingen und arbeitet seit mehreren Jahren im Fitnessstudio des Uni-Sports und beim Hochschulsport. Seit 2017 ist er darüber hinaus als Academy Education Director für die Aus- und Weiterbildung der Übungsleitenden der Universität Göttingen in den Bereichen Trainingswissenschaft und den Grundlagen der Physiologie & Anatomie verantwortlich.

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